„Multitasking“ heißt die Zauberformel des modernen Menschen! Wie ein Hochleistungsprozessor arbeitet unser körpereigenes Betriebssystem auf Hochtouren. Und das Tag für Tag, Stunde für Stunde, minutiös und zuverlässig. Vermeintlich! Bis zu dem Moment, an dem die Festplatte nicht mehr genügend Kapazität aufweist, der Prozessor überhitzt, oder der Arbeitsspeicher überquillt.

Der CPU- gesteuerte Computer (CPU = Central Processing Unit)  vermittelt uns den Eindruck der Gleichzeitigkeit. Es erscheint uns, als arbeite der kleine Kasten zahllose Aufgaben gleichzeitig ab. Tatsächlich werden aber verschiedenste Prozesse in rasend schnellen Abständen abwechselnd abgewickelt, so dass für das menschliche Auge fälschlicherweise der Eindruck einer simultanen Aktivität entsteht.

Was die Schaltkreise unermüdlich und fehlerfrei erledigen, nimmt sich der moderne Mensch zum Vorbild:

Häufig erfüllen auch wir mehrere Tätigkeiten gleichzeitig, erledigen nicht nur die täglich anfallenden beruflichen Aufgaben parallel sondern führen noch allerlei andere Dinge, die uns spannend und erstrebenswert erscheinen, nebenbei aus. Wir wollen um jeden Preis die optimale Leistung bringen, bei möglichst vollständiger Nutzung aller uns zu Verfügung stehender Ressourcen.

Was wir leicht vergessen: Wir sind keine Maschinen, sondern Menschen! 

So faszinierend leistungs- und anpassungsfähig das menschliche Gehirn auch sein mag – eines kann es nachweislich nicht so gut wie unsere elektronischen Helferlein: ganz viele Dinge im ständigen Wechsel parallel erledigen. Nicht nur schleichen sich Fehler ein, was an und für sich schon schlimm genug wäre – auch unser „Prozessor“ kann überhitzen. Wenn die Ablenkung durch aufblinkende Messengerbenachrichtigungen, Anrufe, und die Beschäftigung mit Freizeitplänen zusätzlich zu den vielfachen Aufgaben im Arbeitsalltag überhand nimmt, dreht auch der routinierteste „Multitaskingprofi“ wortwörtlich irgendwann durch.

Nur weil wir immer beschäftigt sind, heisst nicht, dass wir unsere Zeit gut nutzen.

Der moderne Mensch hat sich nicht nur an die Dauerbeschäftigung gewöhnt. Er betrachtet mit Argwohn solch heilsame und erstrebenswerte Dinge wie Müßiggang, Faulenzerei, Nichtstun. Kein Wunder, schliesslich sieht man um sich herum ja nur „beschäftigte“ Menschen! Wann sitzt man heutzutage einfach ruhig da, und denkt nach? Geschweige denn – denkt an gar nichts? Wartezimmer, U-Bahnen, Rolltreppen… klassische Orte an denen man früher mal kurz innehielt, nichts tat. Heutzutage ist der Griff zum Smartphone eine derart automatisierte Handlung, daß der Vergleich mit dem Pawlowschen Hund fast zu kurz gegriffen ist. Bei kritischer Betrachtung ist das inzwischen sprichwörtliche „Checken des Facebookstatus“ schon fast auf eine Stufe mit dem Atmen oder Augenzwinkern zu setzen – zumindest bei so manchem Zeitgenossen.

Pling, Pling, Rüttel, Vibrier,….

Unsere elektronischen Helfer verlangen nach Aufmerksamkeit, und unser Umfeld tut dies auch, mittels der verschiedensten Kommunikationskanäle. Diese Flut von auf uns einströmenden Anfragen, Einflüssen und Informationen auf ein verarbeitbares Maß zu reduzieren ist eine wichtige Methode, um dem „Prozessor-Burn-Out“ vorzubeugen. Nicht jede Nachricht sofort zu beantworten ist gut – sie nicht immer sofort zu lesen noch besser. Wenn wir uns bewusst darauf konzentrieren, immer eine Sache nach der anderen zu tun, stellen wir fest, daß es uns nicht nur leichter fällt, „bei der Sache zu sein“. Wir fühlen uns weniger gehetzt, und erleben endlich wieder das angenehme Gefühl, Dinge „zum Abschluß zu bringen“.